Hatschi Bratschis Luftballon
Gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Österreichischen Kinderbüchern. Es ist 1904 entstanden und stammt von Franz Karl Ginzkey.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Buch mehrmals neu aufgelegt, zeichnerisch umgestaltet und letztlich auch einer textlichen Bereinigung unterworfen, um geänderten gesellschaftspolitischen Vorstellungen zu genügen. |
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Die Abbildungen oben zeigen die verschiedenen Ausgaben von 'Hatschi Bratschis Luftballon' in der Reihenfolge ihres Erscheinens: |
Illustrationsbeispiele
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Erste Reihe: Ernst von Dombrowski |
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Flammen schlagen aus dem Schlot, / Bringen sie in arge Not, / Und schon fangen Feuer gar / Ihre Kleider und ihr Haar. / Wie sie knistert, wie sie raucht, / Wie sie pustet, wie sie pfaucht. / Plötzlich brennt sie lichterloh, / heller als ein Bündel Stroh. / Schrecklich schreit sie: "Feuerjo! / Hussa, hussa, trololo!" / Immer wilder wird ihr Tanz, / Immer lauter ihr Geschrei, Jämmerlich verbrennt sie ganz. / Gott sei Dank, nun ist's vorbei! |
Der Autor
Franz Karl Ginzkey wurde 1871 als Sohn eines Berufsoffiziers der österreichen Kriegsmarine im damals österreichischen Pola, Kroatien geboren. Auch er schlug die Offizierslaufbahn ein und arbeitete bis Ende des ersten Weltkrieges im Militärgeographischen Institut in Wien und im Kriegsarchiv. In der Zeit des Ständestaates war er von 1934 bis 1938 Mitglied des Staatsrates, hatte aber ein Naheverhältnis zum Nationalsozialismus, was besonders in jüngerer Zeit bei Beurteilung seiner Person kritisch angemerkt wird. |
Der pädagogische Einwand
Mit der Frage, ob und inwieweit märchenhafte Erzählungen Kinder ängstigen können, habe ich mich schon im Beitrag Kinder und Märchen auseinandergesetzt. Für 'Hatschi Bratschis Luftballon' gilt zunächst das, was bereits zum 'Struwelpeter' gesagt wurde. Zwischen der Entstehung der beiden Werke, die eine deutliche Ähnlichkeit erkennen lassen, liegen ja auch kaum mehr als 50 Jahre und zu Beginn des 20 Jhdts. war es durchaus noch in der Tradition der Kinderbuchliteratur, Kindern die Folgen von Ungehorsam drastisch vor Augen zu führen. Folgerichtig heißt es auch zu Anfang von 'Hatschi Bratschis Luftballon': ...Wie sprach die Mutter? Liebes Kind,
Sei brav, wie andre Kinder sind, Und bleibe schön bei mir zu Hause. Er aber lief zur Tür hinaus. Er achtet nicht der Mutter Wort.... Und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. Denn es nähert sich ein grosser roter Luftballon, in dem ein Zauberer sitzt.
..Der böse Hatschi Bratschi heißt er,
Und kleine Kinder fängt und beißt er. ...Ach Hatschi Bratschi hat ihn schon! Er hat ihn schon und hält ihn fest, Weil er mit sich nicht spaßen läßt.... Da hilft kein Schrei'n und Weinen, Kein Strampeln mit den Beinen!...
Aber anders als im 'Struwwelpeter', wo jedes kindliche Fehlverhalten unweigerlich in einer Katastrophe mündet, erledigen sich die Probleme in 'Hatschi Bratschis Luftballon' immer von selber, die Unholde, Zauberer, Hexe, Menschenfresser stürzen selber zu Tode und auch sonst nimmt jede bedrohliche Situation eine gute Wendung. Ich habe stets gefunden, dass dieses Buch einen geradezu unbegründeten Optimismus, es werde schon alles gut gehen, ausstrahlt. Nun ist natürlich nicht auszuschließen, dass sich im Einzelfall ein kleineres Kind beim Lesen oder Hören dieser Geschichte fürchtet, für ein generelles Problem halte ich das aber nicht, wenn man das Buch Kindern erst in einem Alter zugänglich macht, in dem sie es schon selber lesen können. |