Bohatta-Morpurgo, Ida; Buchillustrationen
geboren: 1900 in Wien gestorben: 1.11.1992 in Wien

Bohatta-Morpurgo absolvierte ihre Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule. Bereits mit 19 Jahren begann sie Bücher für verschiedene Verlage zu illustrieren, darunter Lesefibeln, Lieder- und Geschichtensammlungen. Teilweise verfaßte sie auch selbst die Texte bzw. Verse zu ihren Bildern. Ab 1926 arbeitete sie für den Münchner Ars Sacra Verlag des Josef Müller. Bis zu ihrer Heirat im Jahre 1923 wohnte sie in der elterlichen Wohnung Wien, Gärtnergasse 12. Dann übersiedelte das junge Ehepaar ins Haus Wien, Reisnerstraße 33. Bild: Bezirksmuseum Landstraße

Ida Bohatta veröffentlichte über 100 Titel, die in einer Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren erschienen. Ihre Bücher wurden in 13 Sprachen übersetzt und haben sich zu begehrten Sammelobjekten entwickelt.
Ihre Motive waren neben religiösen Themen Wichtel, Zwerge, vermenschlichte Pflanzen und Tiere. Ihr Werk spiegelt eine heile Welt und ihre tiefkatholische Gesinnung wider und appelliert an des Lesers Wohlverhalten, Glaubenstreue und Nächstenliebe, aber auch an Strebsamkeit und Fleiß. Die stets wohlwollenden Kritiker ihres Werkes vermeiden es, von Kitsch zu sprechen.
Während des zweiten Weltkrieges war sie keinen beruflichen Einschränkungen unterworfen. Sie wurde 1938 in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen und ihre Bücher offiziell empfohlen. Es ist aber anzumerken, dass sich keine Hinweise für ein nationalsozialistisches Engagement finden.
Besondere Erwähnung verdienen auch ihre

Fleißkärtchen oder Fleißbildchen

Ich habe bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, wie sehr der kindliche Sammeltrieb - und nicht nur der kindliche - durch Sammelbilder angesprochen wird. Nun war es naheliegend, Sammelbilder nicht nur dazu zu verwenden das Kaufverhalten von Kindern oder ihrer Eltern zu manipulieren, sondern sie auch im schulischen Bereich zur Leistungsmotivation einzusetzen. Dem Schüler wurde für besonders gute Leistung oder besonderen Fleiß vom Lehrer ein Bildchen geschenkt, wobei es ganze Bildserien gab.
Diese Fleißbildchen wurden bereits Mitte des 19. Jhdts als Erziehungshilfe eingesetzt und in der 'Real-Encyclopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens nach katholischen Principien', 1863. zur Verwendung an Schulen empfohlen. Bevorzugt wurden Fleißbildchen in den ersten vier Jahrgängen der Volks- später Grundschulen verteilt. Besondere Verbreitung fanden Fleißbildchen im Süddeutschen Raum und in Österreich.
Die Motive der von Bohatta-Morpurgo für den Verlag Ars Sacra gestalteten Fleißbildchen gingen in die Tausende und verschafften der Künstlerin jahrelang eine gesicherte Beschäftigung.
Fleißkärtchen werden heute nur noch vereinzelt zur Belobigung oder Belohnung im Schulunterricht verwendet, jedoch ist der Ausdruck redensartlich geworden, wenn (bisweilen ironisch gemeint) gesagt wird, jemand habe sich ein Fleißbildchen verdient.

Bohatta-Morpurgo illustrierte einige Bücher der bekannten Kinderbuchautorin Annelies Umlauf-Lamatsch. Bilder links und mitte: In der Heimat der Blumen, Wien, 1932, Deutscher Verlag für Jugend und Volk. Bild rechts: Mein erstes Geschichtenbuch, Wien, 1928, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, zum Unterreichtsgebrauch an Volksschulen zugelassen (1928)

Bild links und mitte: Ringa Ringa Reia, Wien, 1942, Deutscher Verlag für Jugend und Volk. Bild rechts: Die von Bohatta-Morpurgo geschaffenen Fleißbildchen in einer schönen Neuauflage des Verlages Ars edition.


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