Umlauf-Lamatsch, Annelies; Autorin
geboren: 6.3. 1895 in Hermsdorf bei Dresden gestorben: 18.3.1962 in Wien

Anna-Louise Lamatsch Edle von Waffenstein wurde in Schloss Hermsdorf bei Dresden als Tochter eines österreichischen Offiziers geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Wien, wo Annelies Umlauf-Lamatsch, wie sie sich später als Autorin nannte, heiratete und ab 1915 als Lehrerin an einer Volksschule und von 1923 bis 1945 als Lehrerin an dem der Lehrerfortbildung dienenden Pädagogischen Institut in Wien unterrichtete. Ihre ersten Bücher veröffentlichte sie bereits Anfang der 20er Jahre. Nach 1945 wandte sie sich völlig dem Schreiben von Büchern zu.
Annelies Umlauf-Lamatsch schrieb Theaterstücke, Rundfunktexte und über vierzig Kinderbücher. Ihre Kinderbücher wurden und werden noch immer neu aufgelegt. Annelies Umlauf-Lamatsch ist wohl die auch heute noch am besten bekannte Kinderbuchautorin der Zwischen- und Nachkriegszeit in Österreich und ihre Bücher haben unter Sammlern geradezu Kultstatus erlangt, besonders wenn sie von Ernst Kutzer illustriert wurden.
Während des Nationalsozialismus erfuhr ihre Laufbahn keinen Einbruch. Ganz im Gegenteil, veröffentlichte sie in dieser Zeit eine Reihe von Büchern. Unter anderem finde ich in einem Werkverzeichnis: "Ein Kinder-Festspiel zur Geburtstagsfeier unseres Führers und ein Märchen zur Maifeier. Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1939"
Geschadet hat ihr das aber nicht. Ihre bekannten und beliebten Bücher wurden kurz nach dem Krieg wieder neu aufgelegt und sie setzte ihre schriftstellerische Laufbahn fort.
Es kann gesagt werden, dass sie sowohl in der Zeit der ersten Republik, während der Diktatur des Ständestaates, unter den Nationalsozialisten und in der zweiten Republik bei den jeweiligen Machthabern gleichermaßen beliebt war, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass ihre Bücher, deren erzählerische Qualität unbestritten bleiben soll, in Richtung Ordnung, Gehorsam, Fleiß und Plichterfüllung indoktrinieren. Mit einer geradezu schillernden Geläufigkeit verstand es die Autorin ihre Texte fast unmerkbar in einer den jeweiligen politischen Verhältnissen entsprechenden Weise zu modifizieren, ohne eindeutig die Grenze zur politischen Propaganda zu überschreiten.
In ihren so 'lieben' Geschichten finden sich aber bisweilen eiskalte Unterströmungen. Der kleine Peter in der Katzenstadt (Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1933) ist eines ihrer bekanntesten Bücher: Der kleine Kater Peter geht in der Katzenstadt in die Katzenschule, wo er lernen soll, Mäuse zu fangen. Eines Tages erwischt er auch seine erste Maus. "Aber - happ! Peter hat eine dicke Maus erwischt. Sie ist sofort tot.....Stolz bleibt Peter stehen, die Maus im Mäulchen" Wenn nun ein sensibles Kind anmerken sollte: "Die arme Maus..." könnte man ihm erklären, dass es die natürlichste Sache der Welt ist, wenn Katzen Mäuse, die doch nur Schädlinge sind, fangen und fressen. In dem 1943 erschienen Buch Nixis Erlebnisse im Waldsee bringt es die kleine Nixe mit markigem Worten auf den Punkt: "Mensch, Mann.....Da frißt auch der Stärkere den Schwächeren". Nichts dagegen zu sagen, aber Mitleid mit den Schwachen war nicht unbedingt das erste Anliegen der Autorin.

Im Pilzmärchen (1925) macht die Autorin deutlich, wie mit Übeltätern, insbesondere mit solchen, die sich gegen die Obrigkeit vergangen haben, zu verfahren sei. Die Hexe hat den Zwergenkönig 'Dulderich' und 49 seiner Getreuen mit einem Knollenblätterpilz vergiftet. Als das Zwergenvolk davon erfährt, rottet es sich zusammen und zieht zum Haus der Hexe, die ohne weitere Umstände mit Knüppeln zu Tode geprügelt wird; nicht genug damit, ihre Seele holt auf der Stelle der Teufel.
Nach dem Krieg dürfen wir - wenig überraschend - eine etwas andere Themenwahl feststellen. In dem 1951 im Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes erschienen Buch Hand in Hand ins Friedensland erweist sich die Autorin als ausgesprochene Friedensaktivistin.

Kutzer illustrierte zahlreiche Bücher von Annelies Umlauf-Lamatsch, wie z.B: Der kleine Peter in der Katzenstadt, Die Schneemänner , Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1931 oder Schnick Schnack Schnuck, die Hutzelmännlein (die oben abgebildete Ausgabe stammt aus der Reihe Murli Brumm ). Die Illustrationen von Kutzer haben nicht wenig zum Erfolg der Bücher beigetragen.

Gucki das Eichkätzchen und sein Wald, Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1938; Die neun Kegel, Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1932; Hannerl in der Pilzstadt, Wien, Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1941

Hand in Hand ins Friedenland, Wien, Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1951; Schönbrunner Lausbuben, Wien, Verlag A. Göschl & Co, 1950; Zigeuner der Landstraße, Stuttgart, Loewes Verlag, 1954
Nach dem Krieg schrieb Annelies Umlauf-Lamatsch weniger Märchen sondern überwiegend Jugendbücher und Tiergeschichten.


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