Das Buch zum Thema: Deutschsprachige Kinder- und Jugendzeitschriften Leseprobe, Rezension, Bezugsmöglichkeiten |
Zwischen 1920 und 1930 entstanden sowohl in Österreich als auch in Deutschland und in der Schweiz zahlreiche Kinderzeitungen. Es lassen sich nach der Vertriebsart drei Kategorien unterscheiden:
1.: Kinderzeitungen, die als Werbeträger für eine bestimmte Firma oder ein bestimmtes Produkt dienten, kostenlos abgeben wurden und oft eine produktspezifische Werbefigur kreierten, deren Abenteuer in Bildgeschichten verfolgt werden konnte.
2.: Kinderzeitungen, die als Verlagsprodukte über Buchhandlungen, Kioske und im Abonnement vertrieben wurden und wenn überhaupt, bezahlte Werbeeinschaltungen enthielten.
3.: Kinderzeitungen, die gleichfalls als Verlagsprodukte über Buchhandlungen, Kioske und im Abonnement bezogen werden konnten, gleichzeitig aber an Firmen und Einzelhandelsgeschäfte geliefert wurden, damit sie von diesen den Kindern ihrer Kunden als Werbegeschenke überreicht werden konnten. Zu diesem Zweck wurde der Name des Geschäftes mit einer entsprechenden Widmung in ein eigens dafür vorgesehenes Feld gedruckt.
Die Abgrenzung zwischen österreichischen, deutschen und schweizer Kinderzeitungen der Zwischenkriegszeit ist etwas willkürlich, weil viele dieser Produkte im gesamten deutschsprachigen Raum vertrieben wurden und das Verlags-, Produktions- und Vertriebssystem länderübergreifenden war.
Es kann angenommen werden, dass in den 20er und 30er Jahren des 20. Jhdts. zahlreiche kleinere und wohl auch kurzlebige Kinderzeitungen entstanden sind, die verschollen sind und von denen nur zufällig einzelne schlecht erhaltene Exemplare auftauchen. Eine umfassende Dokumentation fehlt völlig. Die nachfolgende Aufstellung beschränkt sich daher ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit überwiegend auf jene Produktionen, die weite Verbreitung gefunden haben und zumindest in Sammlerkreisen heute noch bekannt sind.
Zwischen 1926 und 1941 erschienen neben kleineren ähnlichen Produktionen in Wien drei große Kinderzeitungen: "Der Papagei", "Der Kiebitz" und "Der Schmetterling". Der Vertrieb erfolgte durch Verkauf am Kiosk, Abonnements und durch Lieferung an die verschiedensten Geschäfte, in denen diese Zeitungen den Kindern der Kunden als Werbeschenk gegeben wurden. Der origenelle Inhalt und der günstige Preis bzw. die Erwerbsmöglichkeit als Werbegeschenk sicherten die Exisistenz dieser Zeitungen bis weit in den zweiten Weltkrieg hinein.
Diese Kinderzeitungen hielten sich bis zu ihrer kriegsbedingten Einstellung wertfrei und enthielten sich jeder politischen Propaganda und Bezugnahme auf die Kriegsereignisse. Völlig konnten sie sich dem Zeitgeist aber doch nicht entziehen. Zb. die Serie 'Der lustige Urwald' im "Kiebitz" mit dem dummen 'Neger'- Häuptling Bombu würde heutzutage als ausgesprochen rassistisch angesehen werden.
Teilweise wurden bereits amerikanische Comics abgedruckt, die man aber im Stil der traditionellen deutschen Bildgeschichten mit gereimten Texten unter jedem Bild versah.
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Der PapageiWerbekinderzeitungMai 1926 bis 1941 Verlag Hellmut Mielke & Co; Verlag Steinsberg Format: Bis Ende der 30er Jahre Großformat, dann Heftformat Wien Bild: Cover ohne Werbung |
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Der Verlag Hellmuth Mielke & Co, Hans Steinsberg, Wien Die Kinderzeitungen: Papagei, Schmetterling und Kiebitz Teil 1 |
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Der KiebitzWerbekinderzeitungMai 1930 bis 1941 Verlag Hellmut Mielke & Co; Verlag Steinsberg Wien Bild: Cover mit Werbeaufdruck für ein Kaufhaus in Vöcklabruck (Österreich) "Die Kinderzeitung für meine Kunden" |
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Der SchmetterlingWerbekinderzeitungMai 1926 bis 1941 Verlag Hellmut Mielke & Co; Verlag Steinsberg Wien Bild: Cover mit leerem Werbefeld; hier konnte eine Stampiglie eingesetzt werden |
Amerikanisches Comic im Kiebitz: Adolar (Elmer) mit gereimter Ergänzung
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Der Teddy BärWerbekinderzeitung1930 (?) bis 1933; weiterer Verlauf nicht bekannt Mamut Zeitungsverlag Zürich- Berlin- Wien Bild: Cover mit Werbeaufdruck eines Kaufhauses in Klagenfurt (Österreich) |
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Schnick SchnackWerbekinderzeitung1928 (?) bis 1934; weiterer Verlauf nicht bekannt Mamut Zeitungsverlag Zürich- Berlin- Wien Bild: Cover mit Werbefeld für eine Geschäftsstampiglie |
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Der liebe AugustinWerbekinderzeitung1928 (?) bis 1934; weiterer Verlauf nicht bekannt Mamut Zeitungsverlag (Buch- und Kunstdruckerei L. Beck & Sohn, Wien) Zürich- Berlin- Wien Erscheinungsweise 14- tägig Übergroßes Format Bild: Cover mit Werbefeld für eine Geschäftsstampiglie |
Die vom Verlag Hellmut Mielke & Co; Verlag Steinsberg herausgegebenen Kinderzeitungen Der Papagei (Großformat),Der Schmetterling und Der Kiebitz waren sehr erfolgreich und fanden weite Verbreitung. Das Konzept wurde offenbar vom Mamut- Verlag mit Der Lustige Augustin (Großformat), Der Teddy Bär und Schnick Schnack nahezu 1:1 übernommen, ohne aber an die Qualität und den Erfolg der Vorbilder anknüpfen zu können. Die Produktionen des Mamut- Verlages sind daher heute auch vergleichsweise selten zu finden. |
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Der RotfroschWerbekinderzeitungDie lustige Erdal-Kinderzeitung 1933; weiterer Verlauf nicht bekannt Verlag Werner & Mertz Wien Werbezeitschrift für Schuhcreme; allerdings auch Preisaufdruck: 10g. |
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Der muntere BalduinWerbekinderzeitungEine lustige Kinderzeitung 1931; weiterer Verlauf nicht bekannt Lithographische Kunstanstalt und Buchdruckerei A. Reisser's Nfg. (Dr. Kuzel & Schneeweiß) Wien Preisaufdruck: 10g. Bild: Cover mit Werbefeld |
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Der RegenbogenWochenschrift für Kinder(später: Zeitschrift für Kinder) 1924 bis 1927; weiterer Verlauf nicht bekannt) Verlag und Druck: Steyrermühl Wien Preis: 25.000.- Kronen (Inflation), später 25 bzw. 30 Groschen Großformat Österreichspezifische Themen Diese Zeitung war kein Werbeträger |
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Jugendrotkreuzmonatlich erscheinende Zeitschrift1922 bis 1938 Verlag: Jugendrotkreuz der österreichischen Gesellschaft von Roten Kreuz Wien Preis (1923): 1.400.- Kronen (Inflation) Ein Sonderfall, von der Konzeption her jedoch eindeutig eine Kinderzeitung. Allerdings sehr ernsthafter Inhalt, der auf Slapstick- Bilderzählungen völlig verzichtet; religiöse Ausrichtung, Ablehnung des Krieges und jeder Geringschätzung anderer Völker. Weite Verbreitung, da als Schullesestoff zugelassen und unter der Lehrerschaft propagiert. 1938 (Anschluss Österreichs an Hitler- Deutschland) verboten, 1948 unter dem Titel "Junges Volk" wieder herausgegeben. |
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DideldumWerbekinderzeitung1929 bis 1941 Verlag: Belog, ab 1933 Gerhard Stalling AG Eine Schöpfung des Grafikers Otto Waffenschmied (geb. 1901 in Wien, gestorben 1971 in Hamburg) Eine der originellsten und bekanntesten Kinderzeitungen Der Versuch eines Neubeginns um 1950 konnte an die Erfolge der Zwischenkriegszeit nicht anschließen. |
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Der heitere Fridolin1921 bis 1928Verlag: Ullstein; Berlin Billige Machart auf Zeitungspapier, konventioneller Inhalt; trotzdem weit verbreitet |
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Der Postillion
Werbekinderzeitung Verlauf nicht bekannt Verlag: Moderne Welt, Berlin Vmtl. ab 1939: Service Zeitungsverlag A.G., Glarus (Verlag Steinsberg Wien) Erscheinungsweise: monatlich Keine Jahrgangsangaben, keine Jahresangaben; die Hefte sind bis vmtl. 1939 durchgehend nummeriert, dann nicht mehr. Bild: Cover mit Werbeaufdruck (Nr. 12) |
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Die vom Verlag Moderne Welt, Berlin herausgegebene Werbekinderzeitung 'Postillion' war ursprünglich eine völlig eigenständige Zeitschrift, die aus mir nicht bekannten Gründen vmtl. 1939 vom Verlag Steisberg übernommen und inhaltlich der bei Steinsberg erscheinenden Zeitschrift 'Papagei' angeglichen wurde. |
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Die Kinderwelt
ab 1934 Die Deutsche Kinderwelt 1926 bis September 1944 Verlag: (Deutsche) Kinderwelt konventioneller Inhalt, keine 'komischen' Bildgeschichten, aber schöne Bilder Eine traditionelle Kinderzeitungen, die sich mit den Machthabern des dritten Reiches arrangierten (teilweise Hakenkreuzemblem am Cover) und so ihren Fortbestand relativ lange sichern konnte. |
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Hans Kunterbunt
Die Kinderbeilage der "Leipziger neueste Nachrichten" 1926 bis 1941 (?) Verlag: Leipziger neueste Nachrichten Erscheinungsweise: Alle 14 Tage am Dienstag Vertrieb: Teils als Beilage, teils als selbständige Zeitschrift Ähnlich wie "Der heitere Fridolin", aber nach 1934 eindeutige Hinwendung zum Nationalsozialismus |
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Pitt und Patt
Werbekinderzeitung ab 1926 (?) bis 1931; weiterer Verlauf nicht bekannt Verlag: Hermann Joseph, Berlin Erscheinungsweise: 14 tägig Jahresangabe, aber keine Jahrgangsangaben; die Hefte sind durchgehend nummeriert. Bild: Cover mit Werbefeld (Nr. 117; 1931) |
Bei den Werbekinderzeitungen kann man zwei Gruppen unterscheiden: Solche, die inhaltlich neutral sind und im Rahmen des Zugabewesens für ein beliebiges Geschäft oder ein beliebiges Produkt werben können (Steinsberg, Mamut, Dideldum) und solche, die für ein bestimmtes Markenprodukt werben. Zu letzteren gehören die in der Zwischenkriegszeit sehr bekannten, auflagenstarken Werbekinderzeitungen der Margarineindustrie, in denen sich der Konkurrenzkampf der verschiedenen Marken widerspiegelt. |
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Die Werbekinderzeitungen der Margarineindustrie : Die Kinderzeitungen: Die Rama Post, Fips Lach-Zeitung für liebe kleine Kinder, Fips die heitere Post vom kleinen Coco, Rama im Blauband Woche, Blaubandwoche |
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Fritz und HellmuthWerbekinderzeitung1927 bis (gesichert) 1933; weiterer Verlauf nicht geklärt Verlag M. Müller und Sohn, München Erscheinungsweise monatlich Bezeichnet sich selbst als Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung der Jugend. Sorgfältig und konventionell gemachte Kinderzeitung, die durch variierbare Aufdrucke für bestimmte Geschäfte werben konnte. |
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JugendpostWerbekinderzeitung; Beilage1928 bis (gesichert) 1930; weiterer Verlauf nicht geklärt Verlag M. Müller und Sohn, München Erscheinungsweise monatlich Es handelt sich um eine Variante von Fritz und Hellmuth, die möglicherweise als Beilage zu einer anderen Zeitschrift diente. Die Nummer 1 des 1. Jahrganges (1928) entspricht der Nummer 5 des 2. Jahrganges (1928) von Fritz und Hellmuth. Die weiteren Folgen sind sowohl vom Titelbild als auch inhaltlich ident. |
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Micky Maus Zeitung
1936/37 Verlag: Bollmann; Zürich Es erschienen 18 Nummern Ein interessanter Versuch Micky Maus und andere Disney-Figuren im damals zeitgemäßen Kinderzeitungsformat zu vermarkten. Sehr viel Werbung Die Zeit war dafür allerdings noch nicht reif und der zweite Weltkrieg verhinderte weitere solche Versuche im deutschsprachigen Raum bis Anfang der 50er. |
Daneben gab es eine Reihe von Kinderbeilagen zu anderen periodisch erscheinenden Druckwerken wie zB.: "Die Arche Noah" ('Daheim') oder "Der kleine Genossenschafter" ('Genossenschaftsfamilie'). Diese Produkte werden hier nicht näher vorgestellt, weil ihnen das für Kinderzeitungen typische Merkmal einer selbständigen periodischen Druckschrift fehlt.
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