Das Buch zum Thema:
Der unglaubliche Struwwelpeter
Inhalt, Bezugsmöglichkeiten

Der Struwwelpeter
in Übersetzungen

Der Struwwelpeter ist die Titelfigur des erfolgreichsten deutschsprachigen Bilderbuches.
1845 erstmals im Verlag Rütten & Loening erschienen, erlebte der Struwwelpeter in seinem Stammverlag über fünfhundert Auflagen und wurde in etwa 40 Sprachen und zahlreiche Dialekte übersetzt. Einige dieser Übersetzungen und nicht deutschsprachigen Struwwelpeteriaden sollen hier vorgestellt werden.

Bereits 1849 (also vier Jahre nach dem Erscheinen des Buches in Deutschland) wurde eine russische Übersezung unter dem Titel Stepka - rastrepka herausgebracht. Der struwwelige Peter wurde in Stepka, eine Kurzform von Stephan umbenannt, wohl um eine Missdeutung des Zarennamens 'Peter' zu vermeiden. Ebenso wurde der 'Nikolaus' (auch ein Zarenname) aus der Tintenbubenepisode umgestaltet. Dem regierenden Zaren, Alexander II. Nikolajewitsch, soll das Buch so gut gefallen haben, dass er dem Autor ein Ehrengeschenk zukommen ließ.
Die Motive der Hoffmannschen Zeichnungen wurden zwar übernommen, aber sehr schön neu gezeichnet. Man wollte offenbar dem potentiellen russischen Käuferpublikum, das aus den Eliten der damals nur zum geringen Teil alphabetisierten Bevölkerung bestand, die primitiv wirkenden Zeichnungen Hoffmanns nicht zumuten.
Hoffmann selbst soll von dieser russischen Version bei der Endfassung seiner Zeichnungen von 1858 beeinflusst worden sein.

Sehr erfolgreich war der Struwwelpeter in Großbritannien und den USA, wobei er vorerst in Amerika weite Verbreitung fand.

When the children gentle be,
Then the Christchild they shall see;
If they eat their soup and yet
Still their bread they don't forget,
Handle silently their toys,
Taking pains to make no noise,
And when a pleasure-walk is planned,
Let Mother lead them by the hand,
For every blessing they may look,
And get, besides, a Picture Book.
(Mark Twain)


Erstmals wurde der Struwwelpeter 1848 ins Englische übersetzt. Die bekannteste Übersetzung ins Englische stammt von Mark Twain, wurde aber erst 1935 posthum veröffentlicht. Englische Bezeichnungen für den Struwwelpeter lauten: Slovenly Peter (gebräuchlichst), Shaggy Peter, Shag-headed Peter, Shock-headed Peter

Eine frühere, sehr bekannte Übersetzung des Struwwelpeter ins Englische stammt von Annis Lee Wister (1830 Philadelphia - 1888).
Links oben eine mit verschiedenfarbenen Einbänden recht verbreitete Ausgabe aus dem Amerika (Philadelphia) der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Sehr früh finden wir in Amerika auch eigenständige Bearbeitungen des Struwwelpers bzw. einzelner Struwwelpeterfiguren mit neuen Zeichnungen. Bild Oben Mitte: Eine Variante des Daumenlutschers (Little Suck-a-Thumb) aus 'Little Slovenly Peter Series', New York um 1870.
Ebenso wie in der deutschen Nachfolgeliteratur wurden auch im Englischen neue Episoden und Figuren kreiert und teilweise mit den Hoffmannschen Geschichten vermischt. Es entstanden nicht nur im Englischen, sondern in den meisten Ländern, die den Struwwelpeter aufnahmen, eigene Struwwelpeteriaden.
Ein Beispiel dafür ist das Bild rechts: "The Sweet-Tooth", eine Struwwelpeteriade, in welcher einem naschhaften Knaben die Zähne ausgerissen werden.

Slovenly Peter Reformed: Showing how he became a Neat Scholar, erschien 1853 in Philadelphia bei W. P. Hazard und ist eine Übernahme von Struwwelpeter's Reu und Bekehrung erschienen 1851 bei Thienemann in Stuttgart
Englischsprachige Politparodien des Struwwelpeter sind: The Political Struwwelpeter, The Struwwelpeter Alphabet, Swollen-headed William, Truffle Eater, Struwwelhitler und Tricky Dick

Der Struwwelpeter heißt auf französisch Pierre l'Ebouriffe und wurde um 1860 von Louis Gustave Fortune Ratisbonne (1827 - 1900) unter dem Namen 'Trim' ins Französische übertragen.

In Amerika fand der Struwwelpeter wohl auch deshalb so weite Verbreitung, weil er auf der Linie der sich aus den komischen Bildgeschichten entwickelnden frühen Comics lag. In England selbst wurde er neben seiner Bestimmung als Kinderbuch gerne zur Vorlage von Parodien genommen. Die Verbreitung in Frankreich war nicht so dicht, vielleicht weil das Buch mit dem Vorurteil autoritärer, deutscher Erziehungsideale belastet war.




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